© Ralph Demuth

"Karibisch? Nein, Karnisch!"

Sechs Tage auf dem Höhenweg zwischen Österreich und Italien

22.10.2025

Eine Woche auf einem der schönsten Weitwanderwege der Alpen: Beeindruckende Panoramen, klare Bergseen, gemütliche Hütten und eine tolle Gruppe prägten diese DAV-Tour und machten sie zu einem besonderen Erlebnis.

Ein Weg mit Geschichte und Weitblick

Der Karnische Höhenweg – auch als „Friedensweg“ bekannt – verläuft auf etwa 150 Kilometern entlang der österreichisch-italienischen Grenze. Die Route folgt historischen Frontwegen des Ersten Weltkriegs, passiert zahlreiche Schützengräben und Überreste alter Stellungen und führt durch hochalpine Landschaften mit beeindruckenden Ausblicken auf die Sextner Dolomiten, die Julischen Alpen und die karnischen Berge. Die sechstägige Tour führte uns von Sillian bis zur Valentinalm – ein landschaftlich und historisch besonders abwechslungsreicher Abschnitt.

Start bei stabilem Wetter – motivierte Gruppe

Nach einer längeren Schlechtwetterperiode in den Alpen startete die Tour am 10. August bei stabilem, sonnigem Wetter. Bereits die erste Etappe von Sillian zur Sillianer Hütte bot einen anspruchsvollen Auftakt mit 1.300 Höhenmetern im Anstieg – dank schattiger Waldpassagen jedoch gut zu bewältigen. Oben angekommen, eröffnete sich ein erster Blick auf die Drei Zinnen.
Die Gruppe bestand aus sieben engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich rasch zusammenfanden. Am Abend sorgte das gemeinsame Kartenspiel „Herzblatt“ für lustige Runden – ganz unabhängig vom Spielergebnis.

Landschaftliche Vielfalt und sportliche Herausforderungen


Die folgenden Tage verbanden sportliche Anforderungen mit landschaftlichen Höhepunkten. Auf dem Weg zur Obstanserseehütte begegnete die Gruppe unerwartet einer kleinen Herde Alpakas – eine Szene, die eher an Südamerika erinnerte. Am gleichnamigen See wagten einige ein kurzes Bad im kalten Wasser, andere bestaunten die Tretboote.
Die sogenannte Königsetappe von der Porzehütte zum Hochweißsteinhaus stellte mit 18 Kilometern und 1.400 Höhenmetern im Aufstieg die größte Herausforderung dar. Trotz hoher Temperaturen wurde auch dieser Abschnitt dank guter Vorbereitung und Teamgeist erfolgreich gemeistert. Nach über neun Stunden Gehzeit erreichte die Gruppe erschöpft, aber zufrieden, das Tagesziel.

Genuss und Einblicke in das Leben auf der Hütte

Neben den sportlichen Aspekten bot die Tour auch viele genussreiche Momente. Besonders in Erinnerung bleibt der Aufenthalt an der Wolayerseehütte, malerisch gelegen an einem türkisgrünen See, mit Panoramablick auf die umliegenden Felswände. Hier gab es nicht nur beste Küche, sondern sogar Massagen – die eine Hälfte der Gruppe nutzte dieses Angebot, die andere zog es erneut ins Wasser.
An einer der Hütten konnten wir eine Helikopteranlieferung miterleben – ein interessantes Beispiel dafür, wie die Versorgung in abgelegenen Regionen organisiert wird. Es wurde einmal mehr deutlich, welchen Aufwand es bedeutet, frische Lebensmittel in diese Höhenlagen zu bringen.
Am sechsten Tag führte die letzte Etappe hinunter zur Valentinalm. Mit der Vorfreude auf eine Dusche und einer kühlen Erfrischung erreichten wir unser Ziel bereits zwei Stunden vor Plan. Dort wartete schon der Taxifahrer, der wie wir die Zeit lieber in den Bergen verbracht hatte.

Fazit

Der Karnische Höhenweg zeigt die Alpen von einer ihrer eindrucksvollsten Seiten: markante Berglandschaften, klare Seen, historische Pfade und gut geführte Hütten machen ihn zu einem besonderen Ziel für erfahrene Bergwandernde. Die Tour war geprägt von guter Stimmung in der Gruppe, idealem Wetter und einer abwechslungsreichen Routenführung – und weckte bei vielen die Lust auf weitere Mehrtagestouren.

 

Text und Bilder: Ralph Demuth