Warum soll ich diese Bergtour mit 86 Jahren noch angehen, wenn ich mich bei den Wanderungen der Senioren-Gruppe so wohlfühle. Diese trifft sich jeden Dienstag, und im Schnitt wandern wir 12 km im Mainzer Umland und darüber hinaus. Ich bin schon stolz, wenn ich auf den Rheingrafenstein problemlos hinaufkomme. Von dort hat man auch einen beeindruckenden Ausblick auf Bad Münster am Stein und die Nahe.
Dabei ist der Aufstieg auf die Kaunergrathütte mit 6,2 km sogar nur halb so lang wie diese Dienstagwanderungen und der Schwierigkeitsgrad auf der Berg- und Alpinwanderskala wird mit T2 angegeben, also ohne Absturzgefahr, nur etwas Trittsicherheit wird vorausgesetzt. Die höchste Schwierigkeit liegt bei T6, also noch viel Luft nach oben. Trotzdem, ohne große Bergerfahrung?
Wäre da nicht die Mitgliederversammlung der DAV Sektion Mainz am 24. April 2024 gewesen. Im Verlauf dieser Veranstaltung wurde Rolf Lennartz ein Wanderpokal überreicht. Er war der älteste, der im Jahr 2023 den Aufstieg auf die Kaunergrathütte wieder einmal schaffte. Ich komme ins Grübeln. Noch am gleichen Abend suche ich das Gespräch mit ihm, um Einzelheiten und Anforderungen für diesen Aufstieg zu erfahren. „Also Kondition sollte man schon mitbringen“, meinte er, schließlich muss man nicht nur 6,2 km laufen. Die Schwierigkeit sind die 1.200 Höhenmeter, die zu überwinden sind, bis man endlich die Hütte auf 2.817 Meter erreicht. Mit diesen Zahlen im Kopf, kann man sich die Steigung in etwa vorstellen. Zum Vergleich: „mein“ Rheingrafenstein ist nur 136 Meter hoch. Eine Nacht schlafen, dann fällt meine Entscheidung doch für die Hütte.