Mainzer Höhenweg

© DAV Sektion Mainz
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Der Mainzer Höhenweg ist einer der anspruchsvollsten und schönsten Höhenwege der Ostalpen. Er verläuft durchweg oberhalb der 3000-Meter-Grenze und ist für geübte Bergsteiger*innen ein einmaliges Erlebnis.

Er bietet interessante, leichte Kletterpassagen, kurze Gletscherbegehungen und eine einmalige Sicht auf die Wildspitze, die Ötztaler und die Stubaier Alpen sowie den Kaunergrat mit dessen höchster Erhebung, der Watzespitze, an deren Ostseite sich die Kaunergrathütte der Sektion Mainz befindet.

Der Mainzer Höhenweg wird von der DAV Sektion Mainz in Zusammenarbeit mit der Wegegemeinschaft Vorderötztal instand gehalten. Mit erheblichem Personalaufwand und großem Materialeinsatz wurden die Versicherungen und Markierungen in einen guten Zustand gebracht.

Wegbeschreibung

Der "Mainzer Höhenweg" ist ein hochalpiner Steig auf dem Geigenkamm zwischen dem Pitztal und dem Ötztal.

Der eigentliche, von der Sektion Mainz betreute Mainzer Höhenweg (Weg 911)  beginnt am Weißmaurachjoch (2959 m) und folgt dem Gratverlauf in südlicher Richtung bis zum Pitztaler Jöchl (2996 m). Etwa auf der Hälfte der Strecke, auf dem 3247 m hohen Wassertalkogel befindet sich das Rheinland-Pfalz-Biwak, das im Notfall Obdach gewähren kann. Kurz vor dem weithin sichtbaren orangefarbenen Biwak gibt es einen Notabstieg nach Mandarfen (Markierungen nur von oben her zu sehen). Zwischen nördlichem und südlichem Polles-Joch zweigt der Weg 911 südwestlich ab auf den Weg 911a (Franz-Auer-Steig). Er führt zunächst ein Stück hinab in Richtung Silbergrube und quert diese dann im oberen Teil zur Umgehung des Pitztaler Jöchls.

Der Mainzer Höhenweg ist ein Alpinsteig - die Bezeichnung "Weg" ist irreführend. Er führt über fünf Dreitausender sowie drei Gletscher und verlangt absolute Trittsicherheit im Schrofengelände, Beherrschung des II. Klettergrades im Fels und einen guten Orientierungssinn. Nicht zu unterschätzen ist die Länge der Tour: Bei guten Verhältnissen ist für die Strecke von der Rüsselsheimer Hütte zur Braunschweiger Hütte eine Gehzeit von mindestens 10 Stunden erforderlich, die sich leicht auf bis zu 12 Stunden und mehr ausdehnen kann. Diese Tour darf nur von erfahrenen Tourengänger*innen und nur bei absolut sicherem Wetter unternommen werden!

Informationen bzgl. Begehbarkeit und Wetter sind vor Ort bei den Wirtsleuten der Rüsselsheimer Hütte sowie der Braunschweiger Hütte zu erfragen. Steigeisen und/oder Eispickel sind je nach Stand der Ausaperung erforderlich und sollten daher stets mitgenommen werden.

Gehzeiten:

  • Plangeroß – Rüsselsheimer Hütte, 2323 m (Weg 911a): 2 Stunden
  • Rüsselsheimer Hütte (Weg 911/911a) – Rheinland-Pfalz-Biwak, 3247 m: ca. 6 Stunden
  • Rheinland-Pfalz-Biwak – Braunschweiger Hütte, 2759 m: 4 - 5 Stunden
  • Notabstieg: Vom Biwak in westlicher Richtung nach Mandarfen im Pitztal, 1690 m: ca. 3,5 Stunden, nur in Talrichtung markiert

Übersichtskarte

© DAV Sektion Mainz
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Wegverlauf

Atemberaubende Tiefblicke ins Pitz- und Ötztal. Aussichtsreiche Rundumblicke in den Kaunergrat, zur Kaunergrathütte und zum Stubaier Hauptkamm. Zum Greifen nahe Tirols höchster und Österreichs zweithöchster Berg: die Wildspitze (3768 m) und in seiner gesamten Weite das Dach der Ötztaler Eiswelt.

Der Bergschriftsteller Dieter Seibert bezeichnet den Mainzer Höhenweg als den „ungewöhnlichsten Steig Österreichs“. Schwierigkeiten gab es bei der Namensfindung für die Route. „Mainz“ war unbestritten. Aber „Weg“ für diese durch Felsgelände, Eis und Schnee führende hochalpine Route? Letztendlich einigte man sich doch auf „Mainzer Höhenweg“. Lutz Eberhard schrieb nach einer Wegbegehung mit Walter Hellberg vor 15 Jahren in der Mainzer Allgemeinen Zeitung: „Es ist der extremste und abenteuerlichste städtische Weg. Mainzer Höhenweg - was so freundlich klingt und sich nach Spaziergang anhört, ist nur etwas für geübte Bergsteiger*innen“. Die Bezeichnung Weg sollte daher unerfahrene Bergbegeisterte nicht irreleiten. Der Mainzer Höhenweg ist ein hochalpiner Steig, teils als Gratwanderung über fünf Dreitausender, mit zahlreichen ausgesetzten Stellen, Seilversicherungen, Steighilfen, Geröllfeldern, Schneefeldern und auch Gletscherquerungen. Er fordert von Bergsteiger*innen Kondition, Schwindelfreiheit, Trittsicherheit und vor allem alpine Erfahrung. Wer letzteres nicht in ausreichendem Maße hat, sollte den Weg mit einem*einer Bergführer*in oder einer Gruppe unter kompetenter Führung gehen. Der Mainzer Höhenweg verläuft durchweg auf einer Höhe von 3000 Metern und darüber.

Es ist empfehlenswert, die Wegrichtung von der Rüsselsheimer Hütte nach Süden zur Braunschweiger Hütte zu wählen. Die gesamte Pracht des Ötztaler Bergpanoramas entfaltet sich dabei für den Bergsteiger. 

Beginnend an der Rüsselsheimer Hütte (2323 m) steht gleich ein schweißtreibender Aufstieg zum Weißmaurachjoch (2953 m) an. Zunächst über einen Moränenkegel ins Weißmaurachkar und dann hinauf in steilen Geröllkehren zum Weißmaurachjoch. Dort ist eine erste kleine Pause angebracht. Weiter geht es über den Nordostsporn des Puitkogels (3345 m) fast höhengleich der neuen Markierung folgend zur Grubigkarleswand. Sie zu queren ist ein hochalpiner Genuss! Markierungsstangen komplettieren bis dahin die gut markierte Wegführung. An erneuerten und erweiterten Seilversicherungen steigt man hinab auf den nördlichen Puitkogelferner, der dann in südlicher Richtung gequert wird. Eisausrüstung sollte auf jeden Fall mitgeführt werden. Bei gutem Schneebelag kann ihre Benutzung entbehrlich sein. Durch das seilversicherte Knappenloch steigt man hinauf zum Ostausläufer des Puitkogels und erreicht den „Frühstücksplatz“. Eine seilversicherte steile Rinne führt von dort auf den südlichen Puitkogelferner. Er ist im weiten Bogen in südlicher Richtung zu queren (etwa 45°). Dabei ist die Markierung auf der gegenüberliegenden Felsseite im Auge zu behalten. Sie markiert die Weiterführung des Weges. In Hochsommerzeiten ist hier das Mitführen der Eisausrüstung unbedingt erforderlich. Doch kann auch hier ihre Benutzung bei gutem Schneebelag entbehrlich sein. Vom südlichen Puitkogelferner geht es wieder hinauf zu einem Gratausläufer und zur markierten Weiterführung des Steigs hinab in ein Schuttkar nordöstlich des Sonnenkogels (3170 m). Über einen Felssporn folgt der Steig weiter auf das ostwärtige Firnfeld des Sonnenkogels und hinauf zum tiefsten Punkt des Ausläufers des Sonnenkogel-Ostgrates zwischen Sonnenkogel und Wassertalkogel. Von dort aus über den Grat hinauf zum Rheinland-Pfalz-Biwak auf dem Wassertalkogel (3247 m).

Der Steig des Mainzer Höhenweges verläuft vom Rheinland-Pfalz-Biwak weiter über den stets nach Süden verlaufenden Grat über weitere Dreitausender. Zunächst der Gschrappkogel (3197 m). Im weiteren Verlauf werden das Wilde Mannle (3019 m) und der Wurmsitzkogel (3078 m) überschritten. Die Wegführung ist auch hier gut markiert und teils mit Steighilfen (Leitern) und Seilen versichert. Der Steig des Mainzer Höhenweges führt dann hinab zum nördlichen Pollesjöchl (2937 m). Hier gibt es via Braunschweiger Hütte bzw. Sölden eine Weggabelung. Etwa eine Zeitstunde verkürzend gelangt man über den rechts abzweigenden neueren Franz-Auer-Steig auf gut ausgebautem und markiertem Pfad zur Braunschweiger Hütte (2759 m). Bleibt man auf der ursprünglichen Wegführung, umgeht man den Pollesfernerkopf (3015 m) westlich weiter durch einen flachen Sattel wieder aufsteigend zum nördlichen (3035 m) und südlichen Polleskogel (3005 m). Beide Gipfel werden nicht bestiegen. Kurz vorher geht der Steig durch eine steile Rinne ins südliche Pollesjöchl und weiter zum Ausläufer des Rettenbachferners. Will man nach Sölden oder ins Ötztal, hat man am Skistadion Busanschluss. Führt der Weg zur Braunschweiger Hütte, steigt man hinauf zum Pitztaler Jöchl (2995 m) und auf gutem Steig zur Braunschweiger Hütte (2759 m) hinab. Dort endet der Mainzer Höhenweg endgültig.

Manfred Neuber, DAV-Sektion Mainz

Lage

Talorte im Pitztal

Die Talorte des Mainzer Höhenwegs im Pitztal sind das Bergsteigerdorf Plangeroß (1617 m) für den Aufstieg zur Rüsselsheimer Hütte, Mandarfen (1675 m) als Endpunkt des Notabstiegs vom Rheinland-Pfalz-Biwak bzw. Mittelberg für den Aufstieg zur Braunschweiger Hütte. Sie gehören zur Gemeinde St. Leonhard im Pitztal, der flächenmäßig größten Pitztaler Gemeinde.

Quartiere für Talübernachtungen im Pitztal sowie Informationen über das Pitztal können vom Tourismusverband Pitztal erfragt/abgerufen werden.

Anreise

mit Bahn und Bus

Der nächste Bahnhof ist Imst-Pitztal. Ab der Bahnstation verkehren stündlich bzw. zweistündlich ÖBB-Postbusse (Linie 4204) in das Innere Pitztal. Den aktuellen Fahrplan Bahn/Bus finden Sie beim Verkehrsverbund Tirol (VVT) und bei den ÖBB-Postbussen.

mit dem Auto

Auto: Über den Fernpass oder die Inntal-Autobahn A 12 gelangt man nach Imst und folgt ab hier dem Schild "Pitztal" über eine gut ausgebaute Straße in das Innere Pitztal nach Plangeroß oder Mittelberg (ab Imst ca. 30 bis 35 km).

Zustiege

  • Vom Pitztal (Parkplatz vor Plangeroß) zur Rüsselsheimer Hütte, 2 Stunden. Von hier durch das Weißmaurachkar zum Weißmaurachjoch nochmals 2 Stunden.
  • Vom Pitztal (Parkplatz/Bushaltestelle Mittelberg) zur Braunschweiger Hütte, 2½ Stunden.

Weitere Tourenvorschläge wie z. B. die "Pitztaler Runde" finden Sie auf der Homepage der Kaunergrathütte:

Etwa in der Mitte des Mainzer Höhenweges befindet sich das "Rheinland-Pfalz-Biwak" der DAV Sektion Mainz.